7. April 1251, Freitag vor Palmsonntag
militares viri contra regiam villam Molhusen conspirantes („Kriegsleute hatten sich gegen die Königsstadt Mühlhausen verschworen“)
Die Erfurter Peterschronik berichtet über den Angriff auf Mühlhausen, die Verteidigung durch die Bürger und die Stiftung der Großen Spende.
SLUB Dresden / Digitale Sammlungen / Mscr.Dresd.K.316
7. April 1251, Freitag vor Palmsonntag
portas civitatis nitebantur occupare („sie versuchten, Stadttore zu besetzen“)
Der Kampf gegen die heimlich eingedrungenen Angreifer muss am Felchtaer Tor ausgefochten worden sein. 1837 wurde es abgerissen.
© Deutscher Historischer Städteatlas. Bd. 6: Mühlhausen, IStG Münster
7. April 1251, Freitag vor Palmsonntag
D. ERVAREN DI BURGERE UND SLUGE ZU WID. US („Das erfuhren die Bürger und schlugen sie wieder hinaus“)
Die Steinerne Chronik am Nordportal von St. Marien erinnert seit dem 14. Jahrhundert an den Sieg der Bürger an jenem schicksalhaften Tag.
Foto: Christian Habel
August 1251
iuxta devotas supplicaciones eorundem civium duximus („gemäß den ehrfürchtigen Bitten jener Bürger bestimmten wir”)
Aus Dank für die Verteidigung der Stadt garantierte König Konrad IV. Mühlhausens Rang als Reichsbesitz und privilegierte die Bürgerschaft mit Freiheitsrechten.
StadtA Mühlhausen, 0/18
August 1251
officia civitatis in ipsorum manibus relinquenda („die städtischen Ämter in ihren Händen zu belassen“)
Den Bürgern verlieh der König auf Zeit Gericht, Zoll und Münze, um mit den Einnahmen die Stadtmauer zu vollenden. Daraus entwickelte sich eine städtische Selbstverwaltung von Dauer.
StadtA Mühlhausen, 0/19
14. Dezember 1251
Acta in presencia consulum civitatis Mulehusen („Geschehen in Gegenwart der Ratsherren der Stadt Mühlhausen“)
Erstmals legitimierte der Rat einen Rechtsakt bei Einrichtung des Beurenhofs. Als Vertretungsorgan der gesamten Bürgerschaft betrieb der Rat den Wandel Mühlhausens zur Reichsstadt.
Foto: Christian Habel
22. März 1252, Freitag vor Palmsonntag
ut per hoc habeatur perennis recordacio („dass dadurch eine ewige Erinnerung bewahrt werde“)
Am Jahrestag des Sieges stifteten die Bürger eine Armenspende als religiöses Stadtfest. Immerwährend sollte an die in Gemeinschaft überwundene Gefahr erinnert werden.
StadtA Mühlhausen, 0/21
22. März 1252, Freitag vor Palmsonntag
de eiusdem molendini elemosine consolacionesque pauperibus inpendantur („von dieser Mühle werden die Trost- und Almosengaben aufgewendet“)
Die Einnahmen der Mühle am Entenbühl wurden für die Armenspende genutzt. Das später erneuerte Bauwerk ist heute verschwunden.
StadtA Mühlhausen, 641/3, Nr. 13 (Foto: Otto Schulz, um 1900)
1253 bis 1552, Freitag vor Palmsonntag
Daher von E. E. Rathe zum Gedächtniß auf Freitag vor Palmarum eine Spende geordnet, jährlich im Spendegraben zu geben
Noch der Chronist Thomas wusste 1727, dass am heutigen Lindenbühl die Armenspeisung zur Erinnerung an den Sieg von 1251 abgehalten wurde.
Historische Aufnahme: StadtA Mühlhausen, 643/3, Nr. 50; Neuaufnahme: Christian Habel
1253 bis 1552, Freitag vor Palmsonntag
Zwischen dem Felchtaer Thor und dem Neu Pforten Thore ist der Spendegraben, genennent, weil allda eine Spende ist gehalten worden, da jeder Person ein Brot und ein Häring gegeben worden
Der Spendegraben als Teil der Stadtbefestigung wurde bis
1897 verfüllt.
Historische Aufnahme: StadtA Mühlhausen, 643/3, Nr. 15/1; Neuaufnahme: Christian Habel
1500, Freitag vor Palmsonntag
Ad Stipam („Für die Spende“)
Die Jahresrechnungen der Stadt verzeichnen einzeln die Ausgaben für die Große Spende. Die Kosten für Armenspeisung und Prozession trug die Stadtkasse. Um 1500 war die Tradition ungebrochen, der Ursprung aber weitgehend vergessen.
StadtA Mühlhausen, 2000/18
vor dem 8. April 1552, Freitag vor Palmsonntag
dieweil auch manch undankbarer Mensch der Almosen ohne Danksagung Gottes nimmt, ist von den 8-Mann für gut erachtet worden, eine solche gemeine Spenda nachzulassen
In der Frühreformation erzwang der Bürgerausschuss der Achtmänner das Ende der Großen Spende.
StadtA Mühlhausen, 61/14
vor dem 18. März 1524, Freitag vor Palmsonntag
Die spende soll dis Jars underpleiben
Im wieder katholisch gewordenen Mühlhausen lebte die Große Spende ab 1548 nochmals auf. 1552 setzte sie der Rat aus. Sie wurde nie wieder eingeführt.
In der Reichsstadt schwand die Erinnerung an die Anfänge von 1251.
StadtA Mühlhausen, 10/T 1-4, Nr. 3